Gute Medien finden. Und sie für die Praxis erschliessen

Dominik Thali

Frage: Du hast deine Stelle vor einem Monat angetreten. Wie gefällt es dir?
Ana Fernández: Sehr. Ich bin glücklich, Teil dieses Teams zu sein. Man hat mich herzlich aufgenommen, auch im Pädagogischen Medienzentrum. Das entspricht mir. Ich bin ein Beziehungsmensch.
Frage: Wo verortest du dich in diesem Team?
Ana Fernández: Die «Kirchlichen Medien» sind eine Schnittstelle. Das macht mir Lust darauf, Projekte mit anderen Fachbereichen und Menschen in den Pastoralräumen umzusetzen. «Kirchliche Medien» soll ja nicht heissen, den ganzen Tag im Büro zu sitzen und sich mit Büchern und Filmen zu beschäftigen.
Frage: Sondern?
Ana Fernández: Natürlich muss ich mich vorab fragen, wer welche Medien braucht. Aber ich will noch vermehrt bei der Anwendung begleiten. Wen kann ich wie unterstützen? Dabei hilft mir, dass ich die Sicht der Anwender:innen einbringen kann. Als Religionspädagogin und frühere Koordinatorin Religionsunterricht im Pastoralraum Kriens komme ich sozusagen frisch vom Feld.
«Die ‹Kirchlichen Medien› sind eine Dienstleistungsstelle. Letztendlich auch im Dienst des Glaubens und der Verkündigung.»
Ana Fernández
Frage: Was meinst du damit?
Ana Fernández: Ich unterscheide zwischen Medien, die sich gut im Büchergestell machen, und solchen, mit denen man wirklich arbeiten kann. Ich weiss aus eigener Erfahrung, wann Kinder im Religionsunterricht ausflippen, weil ihnen etwas Spass macht und sie gefragt werden. Oder welche Fragen Teenager zu Leben und Glauben haben.
Dann gibt es – sozusagen – auch noch die technische Seite. Manche, vorab ältere Lehrpersonen haben zwar viel Unterrichtserfahrung, scheuen sich aber, elektronische Medien einzusetzen, weil sie damit nicht vertraut sind oder Angst haben, es nicht zu können. Da geht es etwa um den Umgang mit Laptop und Beamer, um das Herunterladen eines Films oder Möglichkeiten, aus einem Medium ein Arbeitsblatt zu gestalten. Anders gesagt: Ich will nicht nur die Regale mit neuen Medien füllen, sondern diese mit der Praxis verknüpfen – darin liegt meine Stärke. Die «Kirchlichen Medien» sind eine Dienstleistungsstelle. Letztendlich auch im Dienst des Glaubens und der Verkündigung.
Frage: Du warst im Erstberuf Coiffeuse mit allen Facetten – selbständig, Prüfungsexpertin, an Misswahlen neben dem Laufsteg. Weshalb hast du in die Kirche gewechselt?
Ana Fernández: Man sagt nicht von ungefähr, ein Coiffeur/eine Coiffeuse sei auch ein wenig Seelsorger/Seelsorgerin. Da vertrauen einem die Menschen viel Persönliches an. Dafür habe ich ein Feingefühl entwickelt. Ich habe meinen Beruf geliebt und ausgekostet, doch das Zwischenmenschliche begann mehr und mehr Raum in meinem Leben einzunehmen. Hinzu kam die freiwillige Mitarbeit in meiner Pfarrei. Ich half an Anlässen mit, bei der Sakramentsvorbereitung, wurde Lektorin. Der Glaube spielt für mich seit jeher eine wichtige Rolle. Die grossen Fragen interessieren mich, und ich will Antworten darauf. Kurzum: Ich suchte nach einer Tätigkeit mit mehr Tiefgang.
Aus dem Coiffeurgeschäft in einen Kirchenberuf
Ana Fernández leitet seit 1. Februar 2025 die «Kirchlichen Medien». Sie ist Nachfolgerin von Urs Stadelmann, der diese Stelle aufgebaut hat und Ende Januar in Pension ging. Ana Fernández, geboren 1975, war im Erstberuf Coiffeuse und Inhaberin eines Coiffeurgeschäfts. Sie absolvierte danach das Religionspädagogische Institut (RPI) an der Theologischen Fakultät der Universität Luzern und führte zuletzt die Koordinationsstelle für den Religionsunterricht im Pastoralraum Kriens. Ana Fernández lebt mit ihrer Familie in Emmenbrücke und hat zwei Kinder im Alter von 15 und 17 Jahren.
Frage: Du begannst die Ausbildung zur Katechetin nach ForModula und wechseltest nach zwei Jahren ans Religionpädagogische Institut (RPI).
Ana Fernández: Dazu hatte mich die Katechetin unserer Kinder angeregt. Ich machte den Schnitt, die Ausbildung begeisterte mich, und ich wollte aber auch schnell mehr, weshalb ich ans RPI umstieg. In all den Jahren stand ich auch stets als Katechetin im Schulzimmer.
Frage: Weshalb hast du dich um die Leitung der «Kirchlichen Medien» beworben?
Ana Fernández: Ich sah die Ausschreibung und dachte sofort: super! Ich habe schon als Kind sehr gerne gelesen. Medien interessierten mich bis dahin vor allem in Form von Büchern. Etwas vom Schönsten, was mir passieren könnte, wäre, eine Nacht in einer Bibliothek eingeschlossen zu werden. Ich lese ja weniger Romane, sondern mehr Sachbücher, die sich um Glauben, Religion und Fragen des Mensch-seins drehen. Und jetzt arbeite ich unter anderem – im Pädagogischen Medienzentrum – in einer Bibliothek, die genau solche Bücher im Angebot hat. Das mutet mich fast surreal an. Bei den «Kirchlichen Medien» bin ich an einem Ort, an dem ich Berufs- und Lebenserfahrung weitergeben darf und Verknüpfungen herstellen kann.
Frage: Hast du ein Lieblingsbuch?
Ana Fernández: Eines meiner liebsten Bücher ist «Das Tagebuch der Menschheit». Es bringt die Geschichten der Bibel mit der kulturellen Evolution in Verbindung. Das hilft dabei, diese Geschichten zu vermitteln und sie in einem anderen Kontext zu verstehen – so, dass rätselhaft und widersprüchlich erscheinende Erzählungen plötzlich Sinn ergeben.