Die Bibel steckt voller Geschichten. Mit Figuren erzählt, werden die Menschen darin lebendig. «Dann geht es ins Herz», weiss Claudia Oeschger. Die Familienfrau und Pfarreiratspräsidentin aus Steinhausen hat schon um die 230 «Biblische Figuren Schwarzenberg» gestaltet und gibt Kurse. Jetzt teilt sie ihr Wissen auch an einem Angebot der Landeskirche Luzern.
Schwarzenberg? Sind das nicht diese Krippenfiguren? Stimmt, aber längst nicht nur. Zwar fertigen die meisten Personen, die bei Claudia Oeschger einen Kurs besuchen, eine Maria, den Josef, Hirten und das Jesuskind an; später vielleicht noch die drei Könige. Die «Biblischen Figuren Schwarzenberg», wie sie heissen, hauchen jedoch der ganzen Welt der Bibel Leben ein: Moses etwa, wie er die Israeliten aus Ägypten führt, wo sie vom Pharao geplagt werden, König David mit seiner Harfe oder Maria, als ihr der Engel des Herrn die Gottesgeburt verheisst.
Wirklichkeitsnah, weil beweglich
Kinder lauschen gerne Geschichten aus der Bibel und vertiefen sich in Bilder dazu. «Wenn sie aber noch die Figuren vor sich sehen, die man sogar in die Hand nehmen und bewegen kann, geht das ins Herz», sagt Oeschger. Die 30 Zentimeter hohen Figuren stehen mit ihren Bleifüssen sicher, und dank des Sisaldrahtgestells lassen sie sich bewegen, wie es die Geschichte erfordert oder der eigenen Vorstellung entspricht. Claudia Oeschger erinnert sich an ihre Kindheit, als sie bei einer Tante das erste Mal Schwarzenberger Figuren sah. «Ich dachte schon damals, solche will ich auch einmal.» Die beweglichen Figuren sind für sie wirklichkeitsnaher, «die hölzernen schauen ja immer in die gleiche Richtung». Sie nimmt eine Figur zur Hand, dreht den Kopf und breitet die Arme aus. Und schon nimmt die Geschichte in Gedanken eine andere Richtung. «Das innere Bild ändert sich.»
Die «Biblischen Figuren Schwarzenberg» heissen so, weil die Kurse dafür lange Jahre im ehemaligen Bildungszentrum Matt des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds in Schwarzenberg stattfanden. Zurück gehen sie auf eine Ordensfrau im Kloster Ilanz, die Mitte der 60er-Jahre eine Weihnachtskrippe mit beweglichen Figuren entwickelte.
«Die Menschen berühren»
Claudia Oeschger, Mutter von drei Kindern und ursprünglich Floristin, gestaltete vor bald 25 Jahren ihre ersten biblischen Figuren. Sie fing Feuer, hängte Kurs um Kurs an und ist inzwischen Mitglied der Bildungsgruppe in der «Vereinigung Kursleiterinnen Biblische Figuren Schwarzenberg». Um die 230 Figuren hat Oeschger bisher gestaltet und in wechselnden Darstellungen schon öffentlich gezeigt. Was sie will, «die Menschen berühren und ihnen die biblischen Geschichten ohne Worte näher bringen», entspricht dem Zweckartikel der Vereinigung: «Die christliche Botschaft wird sichtbar und lebendig gemacht und ermöglicht eine Vertiefung des Glaubens.»
Dominik Thali
Claudia Oeschger teilt ihr Wissen am 19. Oktober 2019 als eine von sieben Personen an einem Kurs, bei dem es ums Erzählen geht. Angesprochen sind vor allem Frauen und Männer, die Kinderliturgien mitgestalten. Unter dem Titel «Lasst uns erzählen» werden Methoden vermittelt, mit denen Geschichten lebendig weitergegeben werden können.